Woraus bestehen Erinnerungen und wie wahr können sie sein? Eine alte Frau bekommt Besuch an einem Winterabend. Sie sitzt am Fenster, draußen ist es dunkel, sie sieht im Fenster ihr Spiegelbild. Sie erkennt es nicht, erkennt sich nicht mehr. Der Besucher beschließt, für sie Erinnerungen aufzuschreiben. Erinnerungen zu erzählen, die genauso gut, aber auch genauso schlecht sind - so wahr, so unwahr wie ihre eigenen. Immer hatte sie sich ihr Leben schöngedacht. Ihr egozentrischer Charakter und die im Alter immer offener gezeigte Aggressivität führen zu skurrilen, grotesken Situationen, die mit schwarzem, rabenschwarzem Humor erzählt werden.
Der Nachtrabe ist eine Sagengestalt, mit der man die Kinder erschreckt hat. Er war auch der Schrecken des Kindes, das in der Familie der Frau groß wurde. Jetzt lebt die Alte in einem Heim. Ist sie, die immer elegant und mondän wirken wollte, jetzt der Nachtrabe für ihre Mitbewohner?
Die Alte, der Ich-Erzähler und die historischen Ereignisse sind die Pole, zwischen denen der Text sich bewegt. In dem Text überlagern sich individuelle Geschichte und Zeitläufte von der Weimarer Republik bis zum beginnenden 21. Jahrhundert in einer Stadt im Ruhrgebiet und einem Luftkurort in Oberbayern. In dem fiktionalen Text klingen autobiographische Momente an. Er changiert zwischen grotesker Überzeichnung und Reportage.
Der Nachtrabe - Karl-Heinz Mauermann
Karl-Heinz Mauermann
ISBN 9783910971172
Hardcover, mit Lesebändchen
14x22 cm
208 Seiten
22,00 €
Softcover
ISBN 9783910971196
€ 16,80