Brigitte, Du hast in dem Krimi „Dicke Luft im Bel Aire“ mit Leonardo Liebig eine Figur geschaffen, die es bis zur dritten Kriminalgeschichte im Hummelshain-Verlag gebracht hat. Du beschreibst den Essener Kriminalkommissar aus dem Kettwiger Milieu mit großer Hingabe und Liebe. Ist Dein Mann da nicht eifersüchtig?
Sollte man denken. Ich habe in den letzten Monaten mehr Zeit mit ihm als mit meinem Mann verbracht. Aber es besteht kein Grund zur Eifersucht. Ich schildere den Kriminalkommissar Liebig als liebenswürdigen Fleischkloß mit scharfem Verstand. Dem Verstand läuft er aber bei der Tätersuche lange hinterher, bis er ihn schließlich nach mehr als 200 Seiten endlich einholt. Einer, der Bier als Kulturgut versteht und der Currywurst mit Pommes als Beweis für die Existenz Gottes ansieht.
Dein Krimi ist ein Regionalkrimi.
Jeder Krimi spielt an dem Ort, den der Autor am besten kennt. Ich kenne die südlichen Stadtteile von Essen am besten, beschreibe die Örtlichkeiten, nenne Straßen und Gebäude mit Namen. Erzähle aus der Geschichte. Dadurch wird die Story realer und intensiver. Wer aus der Gegend kommt, soll denken, dass die Morde gleich nebenan passiert sind.
Dann gibt es das Wohnstift in Kettwig, in dem ein Teil der Morde passiert, also wirklich?
Ich hoffe, dass ich mich nicht verrechnet habe. Ich komme auf vier Seniorenheime in Kettwig. Aber keines davon habe ich im Kopf gehabt, als ich das Wohnstift „Bel Aire“ beschrieben habe. Es gibt Hunderte von „Bel Aires“ und ebenso viele Altenheime mit eigenem Mikrokosmos aus privaten Eifersüchteleien, Intrigen und Verzweiflung.
„Dicke Luft im Bel Aire“?
Ein Wortspiel.Das Stift nennt sich „Bel Aire“ – Gute Luft –, weil es in bevorzugter Lage an der Ruhr liegt. In meinem Roman trügt die Idylle, es herrscht keine gute Luft.
Mir kommt der Plot aus dem Krimi etwas gewalttätiger vor als der Plot aus den beiden ersten Krimis.
Das ist der überraschenden Lösung geschuldet. Kein Leser wird sich zu Tode erschrecken. Dafür werden hoffentlich die Gestalten und Sprüche meiner Protagonisten sorgen.
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